14. Dezember
Hirten und Kinder kommen zur Krippe, zum neugeborenen Kind Gottes, das auf einer Hängematte liegt.
Aber was soll ich ihm bringen? Etwas aus meiner Spielzeugsammlung, die ich aus dem Müllberg zusammengesucht habe?
Es sind gar manche Kostbarkeiten darunter: Eine Blechdose zum Beispiel hat gar keine Beule oder die schöne Fahrradlenkstange. Wie gerne hätte ich auch ein Fahrrad. Ob das Kind einmal andere Spielsachen haben wird, wie die Reichen im benachbarten Quartier, die ich ab und zu durch den Zaun spielen sehe?
Jesus spricht: Zuerst müssen die Kinder satt werden. Es ist nicht Recht, ihnen das Brot wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
13. Dezember
Warten
Worauf wartet Gott?
Auf dich?
Warum sollte auf dich warten? Was erwartet er von dir?
Worüber freut er sich, wenn er dich anschaut, dir zuschaut?
Womit rechnet er, dass du es tust?
Was hat er sich erträumt, als er dich ersann?
Er ruft dich heraus aus den Erwartungen der anderen: „Du bist mein!“ sagt er. „Ich zähle auf dich.“
Immer ist sein Ruf laut genug.
Darum könntest du ihm antworten: „Hier bin ich! Es ist deine Entscheidung.
Es steht geschrieben: „Das alles tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden, daß er sein Leben zurückhole von den Toten und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.“ (Hiob 33, 29-30; Luther)
Wenn du nicht willst, sucht Gott nach Ersatz für dich.
Oder für mich?
Seine Arbeit kann nicht länger warten. Es ist Zeit zu handeln.
Dabei sein ist alles.
Annegret Vietor
12. Dezember
Du liebst mich – also bin ich
Willig tauchen sie ihre Finger in die Farbe und lassen sich registrieren.
Auf Listen stehen endlose Namen und einzig der Fingerabdruck, der mehr oder weniger geraten ist,
zeigt ein Fünkchen Persönlichkeit.
Wer bin ich?
Auf die Frage, wer ich bin, gibt es tausend Antworten –
ein jeder, der mich kennt, gibt eine andere.
Aber welche davon ist die zutreffende?
Stimmt das Bild, das meine Freunde von mir haben?
Oder liegt die Wahrheit eher auf der Seite meiner Feinde?
Kennt mich meine Familie am besten – oder am allerwenigsten?
Bin ich vielleicht das, was ich tue?
Beschränkt sich gar mein Wert auf den Wert meiner Arbeit?
Zwar lebe ich oft nur noch um zu arbeiten – anstatt zu arbeiten, um zu leben.
Wer bin ich?
Mein Wesen wird auch durch andere beeinflusst.
Wenn das so ist, dann möchte ich mit Personen zusammen sein,
die ich über alle anderen schätze und auf deren Meinung ich mehr als auf die Meinung anderer gebe.
Gott: Wer bin ich?
Ich bin Dein Ebenbild, Dein Gegenüber! Du liebst mich – also bin ich.
Ich bin von Dir geliebt – das bin ich.
11. Dezember
Du bist auch nicht mehr der alte Gott
Früher – haben sie erzählt – warst du umgeben von himmlischer Herrlichkeit,
von Heerscharen und von Kniefällen der reinen Pharisäer und Besserwisser.
Heute – höre ich sagen – bist du hineingeboren in eine schäbige Hütte, Unterschlupf oder Stall.
Du liegst bei Vieh, umgeben von zwielichtigen Gestalten, Obdachlosen und Tagelöhnern.
An wen sollen wir uns halten, wenn du so schwach geworden bist?
In welche Richtung sollen unsere Verbeugungen gehen, wenn dein Thron leer und dein Opferrauch verdampft ist?
An den Stallgeruch gewöhnen wir uns schlecht und mit deinem Lebenslauf müsstest Du dich heute bei uns nicht zeigen:
Keinen festen Wohnsitz, keine Arbeitsstelle.
Dabei vergessen wir, dass Milliarden von Menschen in ärmsten Umständen leben und wie Du
in schäbigen Hütten zur Welt kommen.
Meine Entdeckung: Du bist uns Menschen Bruder geworden –
aber ich schäme mich, wenn ich an unseren Lebensstil denke
10. Dezember
Weihnachtsmannfreie Zone
Allüberall sieht man ihn von den Häusern blicken,
den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten,
doch ihr Leut` lasst euch sagen,
als Christen sollten wir es mutig wagen,
auf den eigentlichen Sinn des Advents hinzuweisen,
auf St. Nikolaus, die heilige Barbara, auf adventliche Weisen,
auf das Warten und die Freude der kommenden Zeit,
es ist Advent – wer ist dafür bereit?
Weihnachtsmänner wohin das Auge blickt und dabei hat diese Figur mit dem christlichen Advent und Weihnachten eigentlich gar nichts zu tun. Wie viele wissen, ist diese Figur eine Erfindung der Werbung und des Kommerzes. Diese Figur hat inzwischen den ursprünglichen Sinn des Advents und der Weihnacht in den Hintergrund gedrängt. Es gibt eine Initiative des Kinderhilfswerkes zur Erinnerung an den Heiligen Nikolaus unter: http://www.weihnachtsmannfreie-zone.de.
Außerdem liegt Infomaterial in unseren Kirchen aus.
9. Dezember
Raus die Maus
Es ist ein schöner Herbsttag als die Mäusefamilie in meinem Garten umher huscht, ohne mich in meinem Gartenstuhl wahrzunehmen.
Vielleicht haben sie auch einfach beschlossen mich zu ignorieren, komme was da wolle.
Den Gartenweg nutzen sie wie einen Fußgängerüberweg, allerdings einen ohne Zebrastreifen.
Anscheinend wird es Zeit, dass die fünf kleinen Mäuschen lernen möglichst geschickt und unauffällig die Seiten zu wechseln und von einem Blumenbeet ins andere zu gelangen.
Ich überlege noch, ob das wohl die Wühlmausbande ist, die immer meine Kaiserkronen plündert, aber dazu sind sie eigentlich viel zu niedlich. Und wenn schon, sage ich mir, denn von irgendetwas muss auch so eine kleine Mäusefamilie leben. Der Mehrwert liegt eigentlich in der Vollständigkeit meiner Natur im heimischen Garten.
Die Mutter hat viel zu tun mit den fünf putzigen Nagern, die durcheinander wimmeln, dass das Zusehen viel Freude macht. Immer wieder startet die Mäusefrau (warum glaube ich eigentlich, dass es die Mutter ist?) einen Anlauf mit ihren Kindern den schmalen Gartenweg zu überqueren.
Das Problem dabei ist, dass immer mindestens zwei der Sprösslinge auf halbem Weg wieder umkehren und sich hinter einem Stein verstecken. Da müssen dann auch die Mutigen wieder mit zurück zum Ausgangspunkt.
Eine ganze Weile geht das so von einem Blumenbeet zum anderen und auf halber Strecke wieder zurück. Die Mäusin (!) scheint den Feiglingen gut zuzureden, denn sie sitzen für kurze Zeit Schnäuzchen an Schnäuzchen, bevor sie einen neuen Seitenwechsel unternehmen.
Und irgendwann gelingt es dann tatsächlich und alle – eine große und fünf kleine Mäuse – stürzen sich nacheinander wie ein Wasserfall in das rettende Mauseloch. Endlich in Sicherheit!
Obwohl sie dank der mütterlichen Fürsorge ja zu keiner Zeit in Gefahr schwebten, ist das ein schönes Bild. Warum nur fehlt uns Menschen manchmal diese Selbstverständlichkeit des Kümmerns, die Tieren so klar zu sein scheint?
Der Mutige muss in diesem Fall zwar für den Feigen so manchen Weg doppelt machen, aber keiner wird allein zurückgelassen. Und alle stürzen sich am Ende voll Vertrauen in dieses abenteuerliche Leben.
7. Dezember
Das Rebhuhn des Johannes
Eines Tages, Johannes war einmal mehr in das Spiel mit seinem Rebhuhn vertieft und vergaß alles um sich herum, da kam ein Jäger des Weges und beobachtete ihn ein kleines Weilchen. Der Mann war mehr als erstaunt, dass der heilige Johannes so losgelöst von all den wichtigen Dingen, die in seinem Leben auf dem Programm stehen mussten, sich dem Tier widmete, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
Die Angelegenheit ließ dem Mann keine Ruhe und so sprach er den heiligen Johannes an: „Was vertust du deine Zeit mit sinnlosem Spiel? Gibt es für dich nichts Besseres zu tun?“
Johannes aber antwortete ihm mit einer Gegenfrage: „Trägst du deinen Bogen den ganzen Tag gespannt mit dir herum, als wolltest du den Pfeil jeden Augenblick abschießen?“
„Wenn ich das täte, dann wäre der Bogen schon nach kurzer Zeit unbrauchbar, denn die Sehne würde an Spannung verlieren. Zu einem guten Schuss wäre mein Bogen dann nicht mehr nütze!“, antwortete der erstaunte Jäger.
„Genau so geht es mir, wenn ich den ganzen Tag denke und sinniere. Mein Geist ist dann so überspannt, dass er keines guten Gedankens mehr fähig ist!“, erklärte ihm der Heilige. „Daher gönne ich mir einige vergnügliche Momente mit meinem Rebhuhn um hernach wieder ausgeruht an mein Tagwerk gehen zu können.“
6. Dezember
Die Figur des Nikolaus wird auf zwei Persönlichkeiten zurückgeführt:
Zum einen auf den Bischof Nikolaos von Myra (in der heutigen Türkei), der Ende des 3. Jahrhunderts lebte.
Zum anderen auf den um 550 lebenden Abt Nikolaus von Sion (Stadt in der Schweiz), Bischof von Pinora.
Das heimliche Bringen der Nikolausgaben bei Nacht wurde seit dem 15. Jahrhundert üblich.
Seit dem 17. Jahrhundert tritt die Figur des Bischofs Nikolaus persönlich auf.
Der Nikolaustag wurde zum Prüftag für die Kinder.
Nikolausbegleiter traten auch als Negativgestalt zusammen mit Nikolaus auf.
Als Schreckgestalten bestraften sie das Nichtwissen der Kinder, gaben aber auch Belohnungen aus, wenn ein Kind die vom Nikolaus gestellten Fragen beantworten konnte.
Namen von Nikolausbegleitern sind: Knecht Ruprecht, Hans Muff, Hans Trapp, Pelznickel, Klaubauf, Krampus.
5. Dezember
Dem Bitten ist besser nachgegeben
Bilden wir uns einmal ein, Pferd und Esel würden einander in der gleichen Sprache zureden und stellen wir uns zugleich folgende Szene vor:
Beide Tiere schreiten mit beladenen Sätteln nebeneinander über einen steinigen Weg. Beide verrichten ihre Arbeit, indem sie für den Bauern die Waren zum Markt tragen.
Das Pferd aber ist groß und kräftig, der Esel zwar im Grundsatz zäh, vom Körperbau jedoch klein und zierlich. Und doch sehen wir auf beiden Sätteln die gleiche schwankende Last.
Lauschen wir nun dem tierischen Dialog.
„Meine Last ist schwerer als ich es ertragen kann und es dauert nicht mehr lange, dann werde ich keinen weiteren Schritt vorwärtsbringen. Kannst du mir nicht ein wenig von meinem Ballast abnehmen, damit ich befreit ausschreiten kann. Du bist ohnehin nicht nur größer, sondern sicherlich auch um einiges stärker als ich, deshalb bitte ich dich!“, so beginnt der Esel das Gespräch.
„Es mag ja sein, dass du kleiner bist, aber auch ich habe genug zu tragen und werde mir nicht auch noch deine Last aufbürden. Sieh selbst zu, wie du damit klarkommst!“, schnaubt das Pferd zur Antwort.
Was bleibt dem Esel da noch lange zu bitten. Er muss sich nun mit ganzer Kraft seiner Last widmen und hat keine Kraft mehr für eine Erwiderung an das Pferd. Der Weg aber ist sehr weit und es kommt, wie es kommen muss: Als seine Kräfte zu Ende gehen, legt sich der Esel nieder und stirbt vor lauter Erschöpfung.
Der brutale Bauer versucht ihn durch Schläge wieder aufzurichten, muss aber erkennen, dass der Esel verloren ist. Die Eselslast wechselt er auf den Pferderücken und weil ihn der Verlust des Esels schmerzt, zieht er ihm wenigstens noch das Fell ab um den Verlust zu mindern. Und auch dieses lädt er dem Pferd auf, das nun doppelten Ballast und noch die Haut des Esels trägt, dessen Wunsch und Bitte es zuvor so barsch abgewiesen hatte.
Ein wenig Hilfe zur rechten Zeit hätte das Pferd weniger Mühe gekostet und darüber hinaus das Leben des Esels gerettet.
3. Dezember
Der Vertrag von Gubbio
Der heilige Franziskus gehört in die Reihe bekannter aber auch außergewöhnlicher Menschen, bei denen Gottes Wirken ein deutliches Zeichen hinterließ. Man sagt ihm nach, er habe die Tiere nicht nur geachtet, nein, er habe auch das Wort des Herrn allein für sie verkündet, wenn sich die Bewohner von Wald und Feld um ihn versammelten.
Jeder, der selbst ein Tier besitzt weiß, dass es nichts Ungewöhnliches ist, wenn man mit diesem Tier Gespräche führt. Und niemand von uns erwartet dabei eine Antwort. Beim heiligen Franz aber muss das anders gewesen sein. So lebt bis heute die Legende, dass der Heilige einen wilden und gefährlichen Wolf dazu gebracht haben soll, sein Morden aufzugeben.
Das italienische Dorf Gubbio war bedroht von ebendiesem Wolf, der begonnen hatte, Mensch und Tier vor Angst erstarren zu lassen. Was mit dem Reißen von Schafen begonnen hatte, machte auch vor den Dorfbewohnern nicht halt und niemand getraute sich mehr allein in das Gebiet, das der Wolf für sich beanspruchte.
Da konnte nur noch von Franziskus Hilfe kommen und der Bürgermeister bat ihn, sich der Sache anzunehmen. Franziskus zog in den Wald und begegnete dort dem Wolf, der sogleich in wildes Gebrüll ausbrechen wollte. Da der Heilige ihm aber völlig furchtlos gegenübertrat und ihn darum bat, Menschen und Tiere von Gubbio zu verschonen, berichtete das wilde Tier von seinem großen Hunger, der ein Morden erforderte, wenn der Wolf nicht sterben wollte.
Franz versprach, dass die Bürger von Gubbio sich in Zukunft um die Ernährung des Wolfes kümmern würden, wenn er sie und ihr Vieh im Gegenzug verschonte. Der Wolf kannte die Menschen zwar anders, wollte aber tun, wie der heilige Franz es ihn gebeten hatte.
Und tatsächlich: Man stellte ihm sein Futter bereit und von da an gab es kein Morden und Töten mehr im Umkreis des Dorfes. Mensch und Tier war es gelungen, mit der Hilfe des heiligen Franz, einen dauerhaften Frieden zu schließen und miteinander zu leben, statt gegeneinander anzukämpfen. Da beide Seiten den Vertrag einhielten, war die Gefahr vorbei und das Dorf konnte endlich aufatmen.
2. Dezember
Das Pferd des heiligen Martin
Wenn nur einer die Gedanken des Pferdes hätte hören können, auf dem einst der heilige Martin gesessen haben muss. Er hätte vielleicht erstaunt den Kopf zum Tier hingewandt und endlich einmal gemerkt, dass Tiere mit uns Menschen mitleiden.
Es war außerordentlich kalt an diesem Abend, der schon in eine undurchsichtige Dämmerung überging. Das Pferd setzte seine Hufe mit Bedacht, damit der Reiter nicht hinunterfallen möge und trug den Heiligen, der einst Bischof von Tours werden sollte, auf seinem Weg über Stock und Stein.
Zwar war es ein Soldat, der dort auf dem Pferderücken saß, aber der hatte auch nicht mehr Freude am Krieg als sein Reittier, das ihn schon so lange trug. Das Pferd, so glaubte auch Martin, verabscheute die Schreie der Verwundeten und das Morden ringsum. Und doch war er ohne das Pferd nichts in einem Kampf, den es doch als Sieger zu bestehen galt, auch wenn man den Grund für die Kriegsstreitigkeiten nicht bejahte. Als Soldat – auch als Offizier – galt es nur zu kämpfen und zu überleben, und das auf beiden Seiten der Front.
Doch derzeit befand sich Martin nicht im Kampf. Vielleicht war er als Bote unterwegs oder das Heer folgte einfach einem Befehl und ritt von A nach B. Darüber wird in der Geschichte nichts berichtet.
Martin jedenfalls saß sicher auf dem Rücken seines Pferdes. Und dieses bemerkte an der Stadtmauer einen alten Bettler, der mehr als alle anderen, denen sie heute begegnet waren, zum Gotterbarmen aussah. Nur Lumpen trug der Mann an seinem Körper und die Nächte waren doch schon ausgesprochen kalt.
Das Pferd verließ einfach den vorgegebenen Pfad, so dass der Weg nun direkt am Bettler vorbeiführte und Martin, der auf seinem Rücken ein wenig eingedöst war, wurde dabei geweckt. Sein Blick fiel sogleich auf den Bettler, doch zunächst wusste er nicht, wie er ihm helfen solle. Proviant hatte er nicht bei sich und der letzte Sold war schon verbraucht.
Da zupfte das Pferd vorsichtig an seinem Mantel und plötzlich ahnte Martin, was zu tun war. Den Rest der Geschichte kennen wir gut. Martin teilt den Mantel mit dem Schwert und gibt die Hälfte dem Frierenden. So ist dem Mann geholfen und er blickt dem davonreitenden Soldaten dankbar nach.
Wie gut, dass Martins Pferd an diesem Abend ein paar Schritte vom Weg abgekommen ist.